Die Effekte gesundheitsbezogener Internetrecherche bei hoch und niedrig ausgeprägter Krankheitsangst – Erhebung im Rahmen eines ambulatorischen Assessments

Da es bisher keine empirische Studie gibt, die die Auswirkungen gesundheitsbezogener Internetrecherche bei Krankheitsangst mittels ambulatorischem Assessment untersucht, wird mir durch MovisensXS und die Nutzung der App ermöglicht, im Rahmen meiner Masterarbeit einen wichtigen Beitrag zum Forschungsstand auf diesem Gebiet leisten zu können, um die Behandlung hypochondrischer Patientinnen und Patienten zu verbessern.

Barbara Müssenich

At a Glance

Study-Facts

  • Context: Master Thesis
  • Number of participants: 40
  • Number of days per participants: 7
  • Number of prompst per Day: 7 prompts at 3 to 5 forms each
  • Number of Items: 795

Study

Theoretischer Hintergrund:

Das Internet wird zunehmend zur Beantwortung gesundheitlicher Fragen genutzt. 60-80% der Internetnutzer suchen online nach Gesundheitsinformationen. Die erhaltenen Informationen können einem ein Gefühl der Sicherheit geben und die Kommunikation mit dem Arzt erleichtern. Das Internet liefert aber auch eine Vielzahl beängstigender Informationen über Gesundheit und Krankheit. Hoch krankheitsängstliche Personen scheinen das Internet vermehrt für gesundheitsbezogene Recherchen zu nutzen und dieses Verhalten scheint Krankheitsängste langfristig aufrechtzuerhalten. Dadurch wird die gesundheitsbezogene Internetrecherche für die Arbeit von klinischen PsychologInnen und PsychotherapeutInnen relevant. Unzureichend erforscht sind jedoch bislang die dahinterliegenden Mechanismen der Aufrechterhaltung dieses Verhaltens. Im Rahmen des kognitiv-behavioralen Erklärungsmodells für pathologische Krankheitsängste nach Warwick & Salkovskis (1990) wird die gesundheitsbezogene Internetrecherche als behaviorales Merkmal der Krankheitsangst im Sinne eines sicherheitssuchenden Verhaltens klassifiziert. Hiernach dient dieses Verhalten der Reduktion eines negativen Zustandes und hält sich durch den Mechanismus der negativen Verstärkung aufrecht. Es wird angenommen, dass hypochondrische Patientinnen und Patienten die gesundheitsbezogene Internetrecherche nutzen, um das Erleben von negativem Affekt und Krankheitsangst sowie der damit einhergehenden Symptombelastung zu reduzieren. Die Verringerung dieses aversiven Zustands führt über den Mechanismus der negativen Verstärkung zur Aufrechterhaltung.

Ziel der Studie und Studiendesign:

Bei meiner Masterarbeit handelt es sich um eine Pilotstudie mit dem Ziel zu überprüfen, ob die gesundheitsbezogene Internetrecherche und deren Effekte valide mittels ambulatorischem Assessment zu erfassen sind. Untersucht werden sollen im Einzelnen Auftretenshäufigkeit, Zeitdauer und Auslöser dieses Verhaltens im Alltag sowie dessen Effekte auf Affekt, Symptombelastung und Krankheitsangst. Über die längsschnittliche Betrachtung inter- und intraindividueller Verläufe der Effekte sollen Rückschlüsse auf den aufrechterhaltenden Mechanismus gezogen werden.
Zur Überprüfung der Forschungsfragen soll eine studentische Stichprobe, bestehend aus N=40 Probandinnen und Probanden untersucht werden, die sich in der Ausprägung ihrer Krankheitsangst unterscheiden. Hierzu wird die Stichprobe auf Basis empirisch fundierter Cut-Off-Werte eines Fragebogens zur Erfassung von Krankheitsangst in N=20 Personen mit niedrig ausgeprägter Krankheitsangst und N=20 Personen mit hoch ausgeprägter Krankheitsangst eingeteilt.
Im Rahmen des ambulatorischen Assessments werden die Probandinnen und Probanden dann gebeten, über einen Zeitraum von sieben Tagen hinweg in ihrem Alltag Fragen zu ihrer gesundheitsbezogenen Internetrecherche, spezifischen Verhaltensweisen sowie zu ihrem Erleben von Affekt und Körperempfindungen zu beantworten. Dies soll mithilfe eines kombinierten Sampling-Plans aus zeit- und eventbasierten Messungen erfasst werden, um über den Vergleich beider Erfassungsmethoden Aussagen darüber treffen zu können, ob das ambulatorische Assessment eine geeignete und valide Methode zur Untersuchung dieses Verhaltens und seiner Effekte ist.
Im Rahmen des zeitbasieren Samplings-Plans wird am ersten Tag zu Beginn erfasst, wie stark die Krankheitsangst ausgeprägt ist. Im Anschluss werden an insgesamt sieben Messzeitpunkten pro Tag Fragen zum Affekt, zur Krankheitsangst und zur Symptombelastung gestellt. Auch wird erfasst, wie stark der Drang war, eine gesundheitsbezogene Internetrecherche durchzuführen und ob diesem Drang nachgegeben wurde. Beim End-of-Day-Assessment beantworten die Probandinnen und Probanden abschließend Fragen zu weiterem aufgetretenem Sicherheitsverhalten.
Neben diesen festen Messzeitpunkten ist es für die Probandinnen und Probanden ebenfalls möglich, die Fragebögen eventbasiert auszufüllen. Hierfür geben sie mittels Press-Button-Funktion an, dass sie eine gesundheitsbezogene Internetrecherche durchführen. Direkt nach Knopfdruck beantworten sie Fragen zum Affekt, zur Krankheitsangst und Symptombelastung. Im Anschluss daran werden mittels Post-Event-Messung, ebenfalls getriggert durch die Press-Button-Funktion, noch einmal Fragen zum Affekt, zur Krankheitsangst und Symptombelastung beantwortet und es werden zusätzlich Fragen zum Auslöser der gesundheitsbezogenen Internetnutzung beantwortet.
Mithilfe dieses ambulatorischen Studiendesigns möchte ich Ergebnisse mit hoher externer Validität gewinnen und hierüber Implikationen für die Behandlung hypochondrischer Patientinnen und Patienten ableiten.

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